Der Mythos der .com-Überlegenheit

Eine .com-Domain ist immer besser als jede andere TLD. Sie ist international, professionell und überall erkannt. Deshalb hatte ich denisparis.com als meine Hauptdomain und leitete die .de einfach per 301-Redirect weiter. Ein strategischer Fehler, den ich erst nach genauerer SEO-Analyse erkannt habe.

Diese Überzeugung ist verständlich. Die .com-Domain dominierte jahrelang das Internet, wurde zum Standard und zum Synonym für “etablierte Website”. Aber als Freelancer, der hauptsächlich deutschsprachige Kunden im DACH-Raum akquiriert, habe ich damit viel Potenzial verschenkt.

Warum .com nicht immer die beste Wahl ist

Wenn man sich aktuelle SEO-Daten anschaut, zeigt sich ein anderes Bild als der populäre Mythos verspricht.

Lokale Ranking-Vorteile der .de-Domain

Eine Studie zeigt, dass Websites mit .de-Domain im Durchschnitt 25% besser in deutschen Suchergebnissen ranken als .com-Domains und das bei gleichem Domain Rating. Das ist keine marginale Differenz, sondern ein messbarer, konsistenter Vorteil.

Bei transaktionalen Suchanfragen wird der Unterschied noch deutlicher: .de-Domains sichern sich 55% der Top-10-Positionen bei lokalen Such-Queries. Wenn jemand in Deutschland nach “Accessibility-Experte” oder “Freelancer Barrierefreiheit” sucht, hat eine .de-Domain einen erheblichen SEO-Vorteil.

Das Vertrauens-Signal

Aber nicht nur Google bevorzugt .de-Domains. Deutsche Nutzer tun es auch. Eine ccTLD (eine Country Code Top-Level Domain) wie .de signalisiert:

  • Lokale Relevanz: “Diese Person/dieses Unternehmen ist hier ansässig und versteht unseren Markt”
  • Sprachverständnis: “Sie sprechen unsere Sprache, nicht nur formal, sondern verstehen unsere Kultur und Regulierungen”
  • Vertrautheit mit deutschen Gesetzen: Besonders für Services rund um WCAG, BITV 2.0 und den EU Accessibility Act ist das entscheidend

Wenn potenzielle Kunden zwischen zwei vergleichbaren Freelancern wählen: einem mit .com und einem mit .de) ist die psychologische Hürde bei der .de-Domain niedriger. Es wirkt etablierter, lokaler, vertrauenswürdiger.

Die Umstellung: Vom 301-Redirect zu einer echten Strategie

Vor kurzem habe ich meine Domain-Strategie umgestellt:

Das neue Setup:

  • denisparis.de ist jetzt die primäre, aktive Domain
  • denisparis.com leitet nun via 301-Redirect auf die .de-Domain weiter
  • Alle SEO-Arbeit, alle sozialen Profile und alle Links fokussieren sich auf die .de

Das ist nicht einfach nur eine Umkehrung des Redirects, es ist ein strategischer Richtungswechsel.

Warum diese Umstellung für mich sinnvoll ist

Als spezialisierter Freelancer mit Fokus auf Accessibility und Full-Stack JavaScript habe ich ein klares Zielmarkt-Profil:

Deutschsprachige Unternehmenskunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die Wert auf lokale Expertise legen und gerne mit jemandem arbeiten, der ihre regulatorischen Anforderungen (WCAG, BITV 2.0, EU Accessibility Act) versteht.

Diese Zielgruppe wird mit einer .de-Domain leichter konvertiert. Sie spart ihnen Zeit bei der Vertrauensbildung. Und sie verbessert mein Ranking bei den Suchanfragen, die diese Kunden tatsächlich stellen.

Was sich konkret ändert

Rankings: Ich erwarte, dass meine Rankings für deutschsprachige Keywords, insbesondere local oder deutschlandspezifisch, innerhalb von 3-6 Monaten verbessern.

Organischer Traffic: Mehr Nutzer sollten über deutsche Suchanfragen auf meine Website kommen, weil die .de-Domain bevorzugt wird.

Click-Through-Rate (CTR): In den Suchergebnissen sollte die .de-URL psychologisch attraktiver wirken und eine höhere CTR generieren.

Ist das auch für dich sinnvoll? Eine Checkliste

Nicht für jeden ist die Umstellung auf eine ccTLD die richtige Entscheidung. Hier ist eine Checkliste, um zu überprüfen, ob eine .de-Domain (oder andere lokale TLD) für dein Business Sinn macht:

✓ Nutze eine ccTLD, wenn:

  • 80%+ deiner Zielgruppe in einem spezifischen Land sitzt.
  • Du lokal verankerte Services anbietest.
  • Du von lokalen Backlinks und lokalen Erwähnungen profitierst.
  • Deine Konkurrenz schon ccTLDs nutzt.
  • Du dich als lokaler Experte positionieren möchtest, nicht als internationales Unternehmen.

✗ Bleibe bei .com, wenn:

  • Du globalisch expandieren willst und .com ist schon etabliert.
  • Deine Zielgruppe stark international gestreut ist (nicht konzentriert auf ein Land).
  • Du bereits massive SEO-Autorität auf .com aufgebaut hast (Migration kostet kurzzeitig Rankings).
  • Dein Brand ist eng an .com gekoppelt (z.B. Apple.com, Microsoft.com).
  • Du SaaS oder reine digitale Produkte anbietest, die kulturell unabhängig sind.

Fazit: Die .com-Dominanz ist ein Mythos

Die .com-Domain war lange Zeit das Internet-Etalon, das ist unbestritten. Aber in 2025, mit viel besseren SEO-Daten und globalen Marktentwicklungen, ist sie nicht mehr automatisch die beste Wahl.

Für lokale Experten, Freelancer und spezialisierte Services in einem bestimmten Land ist eine ccTLD strategisch überlegen. Sie bietet SEO-Vorteile, Vertrauenssignale und bessere psychologische Konvertierung.

Mein Fehler war lange, den populären Mythos zu akzeptieren statt die Daten zu hinterfragen. Jetzt, mit denisparis.de als primäre Domain, bin ich besser positioniert für das, was ich wirklich verkaufe: lokale Expertise in Accessibility, Full-Stack JavaScript und Web Quality für deutschsprachige Kunden.

Vielleicht ist es an der Zeit, dass auch du deine Domain-Strategie hinterfragst.


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