AR/VR Entwicklung mit JavaScript & ViroReact
Warum JavaScript-Entwickler nicht aufhören müssen, wo das Web endet. Ein Vortrag über ViroReact, die Demokratisierung von AR und VR, und wie Vertrautheit zur Superpower wird.

von Denis Paris
Veröffentlicht am 12. Sept. 2025

Vortrag in Dortmund beim PottJS Meetup
Am 7. November 2019 stand ich vor über einhundert Menschen auf der Bühne der PottJS Meetup in Dortmund. Es war ein Moment, in dem ich etwas sagen wollte, das ich lange nicht laut ausgesprochen hatte:
JavaScript ist nicht nur für das Web. JavaScript ist die Zukunft.
Der Vortrag hieß “Cross-Plattform AR-Entwicklung mit React-Native”, aber das war nur die Oberfläche. Darunter lag etwas viel Tieferes. Eine These, die ich damals kaum in Worte fassen konnte, die aber heute klarer ist denn je: Wir JavaScript-Entwickler haben aufgehört, an uns selbst zu glauben.
Wir sind es gewohnt, dass man uns sagt: Für echte Anwendungen brauchst du Java, Swift, Kotlin. JavaScript ist nice-to-have, aber nicht ernst. Es ist das Sprache für Anfänger:innen, für Hobbyprojekte, für das, was nicht wichtig ist.
Ich stand auf dieser Bühne, um das Gegenteil zu beweisen.
Die Welt wird räumlich
Etwas war 2019 passiert, das die meisten von uns noch nicht wirklich verstanden hatten. Die Realität begann, sich zu erweitern.
Augmented Reality war nicht mehr nur ein Hype aus Science-Fiction-Filmen. ARKit auf dem iPhone, ARCore auf Android, sie existierten wirklich. Menschen zeigten mit ihren Handys auf die Welt, und die Welt reagierte. Virtuelle Objekte entstanden im Raum. Augmented Reality war so nah, dass man es anfassen konnte.
Und dann war da noch Virtual Reality. VR-Headsets wurden erschwinglicher. Cardboard für alle, Gear VR, spezialisierte Geräte. Die Barriere zur Partizipation sank.
Aber es gab ein großes Problem: Diese Technologien erforderten spezialisierte Entwickler. Entwickler, die Swift konnten für iOS AR. Entwickler, die Kotlin konnten für Android. Unterschiedliche Teams, unterschiedliche Sprachen, unterschiedliche Realitäten.
Es war ineffizient. Es war teuer. Es war falsch.
Dann kam ViroReact.
ViroReact, die Brücke
ViroReact war kein großes, revolutionäres Framework. Es war etwas anderes. Es war eine Erlaubnis.
Eine Erlaubnis für React Native-Entwickler, den Stack zu nehmen, den sie bereits kannten, und ihn in die physische Welt zu erweitern. Keine neuen Programmiersprachen. Keine neuen Konzepte. Nur das Vertraute, erweitert.
Mit ViroReact konntest du AR-Apps schreiben. Mit ViroReact konntest du VR-Apps schreiben. Mit ViroReact konntest du dasselbe Code einmal schreiben und es auf iOS, auf Android, auf unterschiedlichen Plattformen ausführen lassen. Native. Wirklich native. Nicht simuliert, nicht gebrückt. Native Performance, native Features, native Potenzial.
Das war das Gegenteil von dem, was uns Web-Entwicklern immer erzählt wurde. Wir sollten die Profis sein. Die native Entwickler sollten das Echte machen. Wir sollten zufrieden sein mit dem Web.
Ich war nicht zufrieden. Und ich wollte, dass die hundert Menschen auf dieser Bühne das auch merkten.
AR, VR, XR. Was ist das eigentlich?
Im Vortrag nahm ich die Zuhörerschaft mit auf eine kleine Reise durch diese Begriffe. Denn in Dortmund sitzen Entwickler:innen, die JavaScript kennen, aber vielleicht nie tiefer in die Welt der räumlichen Computing eindringen wollten, weil es zu komplex, zu spezialisiert, zu “nicht-Web” wirkte.
Augmented Reality: Die digitale Welt trifft die physische Realität. Dein Handy ist die Linse. Die Welt, die du durch die Kamera siehst, wird erweitert. Ein virtuelles Objekt sitzt auf deinem Tisch. Eine virtuelle Person steht neben dir. AR ist überall, wenn man es lässt.
Virtual Reality: Du trittst in eine andere Welt ein. Das Handy wird zur Linse in einen anderen Raum. Dein Körper ist hier, aber dein Bewusstsein ist dort. VR ist immersiv, es ist mächtig, es ist eine andere Erfahrung.
Und dann gibt es XR, Extended Reality. Das Dach-Konzept. Die Kombination aus AR, VR, und allem dazwischen.
Mit ViroReact konntest du alle drei bauen. Mit einer Sprache. React Native und TypeScript. Das war das Versprechen.
Live Code Demo
Was den Vortrag auszeichnete, was die hundert Menschen in Dortmund wirklich zum Umdenken brachte, war nicht die Theorie. Es war die Live Code Demo.
Ich holte mein Handy raus. Ich zeigte den Code. Und dann, langsam, Schritt für Schritt, ließ ich die Realität entstehen.
Der Prozess war nicht magisch. Es war ehrlich. Es war:
- Ich instanziiere eine Szene. Eine ViroScene. Das ist mein Canvas.
- Ich füge ein 3D-Objekt hinzu. Ein Text, eine Geometrie, etwas, das in der Welt sitzt.
- Ich teste es. Auf meinem Handy. Live. Während hundert Menschen zuschauen.
Das war der Moment. Das war, als die Menschen merkten: Das ist nicht kompliziert. Das ist nicht anders als React. Das ist vertraut.
ViroText, ViroMaterials, Viro360Image. Das sind React-Components, nichts mehr. Die Syntax ist vertraut. Die Konzepte sind vertraut. Der einzige Unterschied ist, dass die Komponenten nicht auf einem 2D-Bildschirm rendern, sondern in einem 3D-Raum.
Das war die Demokratisierung von AR und VR vor meinen Augen.
Der Einstieg ist möglich
Einer der großen Momente des Vortrags war, als ich zeigte, wie leicht der Einstieg wirklich ist.
Du brauchst nicht mehr, als du bereits hast. Wenn du React Native kennst, kennst du schon 80 Prozent dessen, was du brauchst. ViroReact hat eine kleine Kurve. Die restlichen 20 Prozent sind neue Komponenten, neue APIs, aber die Philosophie ist die gleiche.
Du erstellst eine App. Du definierst eine Szene. Du fügst Komponenten hinzu. Du testest sie. Das ist es.
Die Testbed App von Viro war auch ein Segen. Es existierte nicht die Barriere von: “Ich muss ein Projekt setup haben, bevor ich anfange zu experimentieren.” Mit der Testbed App konntest du direkt anfangen. Ngrok gab dir einen Endpoint. Du zeigtest dein Handy auf den Bildschirm, tipptest den Endpoint ein, und deine App war live.
Iteration in Sekunden, nicht in Minuten. Das war ein großer Unterschied zu anderen Plattformen.
Die Kraft von Vertrautheit
Was mich am meisten bei diesem Vortrag beschäftigte, was ich versucht habe zu vermitteln, war dies: Vertrautheit ist eine Superpower.
Die größte Barriere zu AR und VR war nicht die Technologie. Es war die mentale Barriere. Die Annahme, dass es “anders” ist. Dass es “schwierig” ist. Dass man neue Sprachen lernen muss.
Mit ViroReact fiel diese Barriere weg. Du kennst React. Du kennst React Native. Du weißt, wie man Props nutzt, wie man State managed, wie man Components baut. Alles, was du kennst, funktioniert hier auch. Die einzige Erweiterung ist eine räumliche Dimension.
Das ist nicht klein. Das ist transformativ.
Ich sah in den Augen der hundert Menschen, als das klick-machte. Als sie merkten: Ich könnte das auch machen. Mit meinen Skills. Mit meiner Sprache. Mit meinem Stack.
Das war die Botschaft.
JavaScript ist cutting edge
Das war auch der größere Punkt, den ich machen wollte. Ein Punkt, der 2019 unklar war, aber heute evident ist:
JavaScript ist nicht hinterher. JavaScript ist nicht weniger. JavaScript ist cutting edge.
React Native hatte bereits bewiesen, dass man mit JavaScript native Mobile Apps schreiben kann. ViroReact erweiterte das in die räumliche Dimension. Und während ich auf der Bühne sprach, wusste ich, dass dies nur der Anfang war.
Die Grenzen würden verschwimmen. Noch mehr. JavaScript würde überall sein.
Das war aufregend. Das war mächtig. Und es war die Wahrheit, die ich hundert Menschen in Dortmund zeigen wollte.
Der Prozess der AR- und VR-Entwicklung
Im Vortrag versuchte ich, den Prozess von AR- und VR-Entwicklung zu demystifizieren. Nicht mit Code-Beispielen, sondern mit Konzepten.
Wenn du eine AR-App baust, denkst du so:
- Die Welt ist die Basis. Dein Handy sieht die Welt durch die Kamera.
- Du erkennst etwas in der Welt. Eine Fläche, eine Ebene, einen Punkt. Das ist deine Ankerpunkt.
- Du setzt ein virtuelles Objekt auf diesen Ankerpunkt. Von diesem Moment an sitzt das Objekt in der Welt.
- Der Nutzer bewegt sich. Die Kamera bewegt sich. Das Objekt bleibt relativ zur Welt erhalten. Es bewegt sich mit.
Das ist die Magie. Und es ist nicht komplex. Es ist nur eine andere Art, über Raum zu denken.
Mit ViroReact machst du das mit Components. Du definierst eine ViroARSceneNavigator. Das ist dein Einstiegspunkt. Du definierst deine Scene mit ViroScene. Das ist dein Canvas. Du fügst deine Komponenten hinzu. ViroText, ViroImage, ViroModel, was auch immer.
Der Rest ist JavaScript.
Die Zukunft in deinen Händen
Was ich in Dortmund zeigen wollte, war nicht nur eine neue Technologie. Es war eine neue Möglichkeit zu denken.
Das Web hatte sich lange als “kleiner” angesehen. Weniger Kraft, weniger Potenzial als native Entwicklung. Web war für Webseiten. Native war für echte Apps. AR und VR waren für Spezialisten.
Aber das war eine künstliche Barriere. Eine, die von Sprache und Community und Marketing aufrechterhalten wurde. Nicht von der Technologie.
ViroReact zerschlug diese Barriere. Es sagte: Das, was du kannst, ist genug. Deine Skills sind genug. Deine Sprache ist genug. Erweitere sie. Geh weiter.
Hundert Menschen saßen im Publikum. Ich weiß nicht, wie viele von ihnen gingen und eine AR-App bauten. Aber ich weiß, dass ich einen Samen gepflanzt habe. Den Samen der Idee, dass JavaScript nicht am Web enden muss. Dass die Zukunft räumlich ist. Und dass Entwickler wie sie, Menschen, die React kennen, die JavaScript kennen, die Zukunft bauen können.
Das war mächtig.
Das Unvollendete Versprechen
Ehrlich gesagt, muss ich auch sagen: Das Versprechen von ViroReact wurde nicht vollständig eingelöst.
Die Industrie bewegte sich langsamer, als ich gehofft hatte. ViroReact ist großartig, aber es hat nicht die Nutzung gesehen, die ich erwartet hätte. Die Barrieren verschwanden nicht einfach so. Neue Plattformen wie Vision Pro kamen. Neue Richtungen entstanden.
Aber das ändert nicht die Kernwahrheit. Die Wahrheit, die ich auf der Bühne in Dortmund sprach:
JavaScript ist mächtig. Vertrautheit ist eine Superpower. Und die Grenzen zwischen Web und Native sind künstlich.
Diese Wahrheiten sind heute noch relevanter als 2019.
Die kleine Revolution
Was mein Vortrag in Dortmund war, war ein Akt der Hoffnung. Die Hoffnung, dass Entwickler:innen aufhören würden, sich selbst als “nur Web-Entwickler” zu sehen. Die Hoffnung, dass sie erkennen würden, dass ihre Skills genug sind. Dass sie nicht limitiert sind. Dass sie die Zukunft bauen können.
Vielleicht haben hundert Menschen zugehört. Vielleicht haben fünf davon mit ViroReact experimentiert. Vielleicht hat einer davon eine echte AR-App gebaut.
Das ist nicht viel. Aber es ist etwas.
Und heute, Jahre später, sehe ich diese Bewegung stärker werden. Web XR. Die Demokratisierung von räumlichen Technologien. Mehr Frameworks, mehr Tools, mehr Möglichkeiten. Die Barriere ist nicht verschwunden, aber sie wird kleiner.
JavaScript-Entwickler beginnen, in räumliche Dimensionen zu denken. Sie bauen AR-Apps, VR-Apps, Dinge, die die Grenze zwischen digital und physisch verschwimmen lassen.
Das ist aufregend.
Das war, was ich an diesem November-Abend in Dortmund versucht habe zu vermitteln.
Ich kann dir gerne bei dem Thema ViroReact und AR/VR-Entwicklung mit React Native weiterhelfen. Wenn du Fragen hast oder mehr Informationen möchtest, lass es mich wissen!
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